Unaccustomed as we are (1929)

Die Story

Ollie lädt seinen Freund Stan zum Essen ein, was seiner Frau gar nicht gefällt. Wutschnaubend verlässt sie das Haus. Die beiden Unzertrennlichen machen sich selbst ans Kochen, richten dabei jedoch ein ordentliches Chaos an, das in einer kleinen Gasexplosion am Herd den Höhepunkt erreicht. Ihre liebenswerte Nachbarin Misses Kennedy klopft an und bietet ihre Hilfe an, verbrennt sich aber am Herd ihr gesamtes Kleid. Die beiden Gentlemen können ihr als Ersatz spontan nur eine Decke anbieten. Just in diesem Moment kommt unglücklicherweise Misses Hardy zurück, woraufhin die leicht bekleidete Nachbarin in einer Truhe versteckt wird. Der ursprüngliche Ehestreit der Hardys flammt dennoch wieder auf. Es fliegen Teller und Tassen. Das alarmiert Nachbar und Polizist Edgar Kennedy. Der bittet Misses Hardy um fünf Minuten alleine mit den beiden Nachbarn und bekommt spitz, dass die beiden Freunde in der Truhe ein Mädchen verstecken. Er lässt sich zu einer Reihe chauvinistischer Sprüche hinreißen, nicht ahnend, dass es seine Frau ist, die in der Truhe alles mithört. Es kommt zu einem zweiten rustikalen Ehestreit, diesmal in der Familie Kennedy. Was Edgar Kennedy hier einstecken muss, versucht er an seine beiden Nachbarn weiterzugeben. Lediglich Stan kommt ungeschoren davon, da Misses Kennedy ihrem Mann kurz vor Stans Abreibung mit einer mächtigen Vase den Rest gibt.

Anmerkungen

Schon im Titel steckt ein Bruch mit der Gewohnheit oder Tradition. Denn "Unaccustomed as we are" ist der erste richtige Tonfilm von Laurel & Hardy. Nicht nur, dass Stan und Ollie hier sprechen. Der Film erhält zusätzliche Würze durch passend eingespielte Geräusche aus dem Off.

Die Unsicherheit der Filmemacher - so auch bei Hal Roach - ist dem Film kaum anzusehen. Der Übergang vom Stumm- zum Tonfilm stellte die Filmindustrie jedoch vor einige schwierige Fragen. So war es keinesfalls ausgemacht, dass die bisherigen Filmstars auch mit ihren Stimmen noch beim Publikum ankommen. Was Stan und Ollie bestens gelang, war bspw. für Buster Keaton der Anfang vom Ende. Aber auch Stan hatte durchaus Sorgen, dass sein britischer Akzent oder sein leicht gelispeltes "S" ein Problem darstellen könnten. Lediglich Ollie war ohne Zweifel mit einer besonderen Stimme gesegnet, die ihn schon als Knabe auf der Bühne auszeichnete.

Eine weitere Unsicherheit betraf den Vertrieb des Tonfilms. Wie konnte man auch die Kinos in den kleinen Städten erreichen, deren Umrüstung auf Tonfilm nicht so schnell über die Bühne ging? Und wie würde man den Auslandsmarkt bedienen? Unter dem Strich waren alle Fragestellungen lösbar. Aber es brauchte seine Zeit. Und das wusste Hal Roach. Er hielt zur richtigen Zeit einige Stummfilme zurück, um sie in den unsicheren Zeiten des technischen Umbruchs in den Verleih bringen zu können. Das erklärt auch, dass es noch Monate nach dem ersten Tonfilm von Laurel & Hardy noch Veröffentlichungen von Stummfilmen gab. Es gab noch eine weitere Absicherung bei Hal Roach. Während des Übergangs zum Tonfilm ließ er aktuelle Filme in zwei Varianten erstellen, einer stummen und einer vertonten. Dieses Verfahren sollte jedoch schnell an Grenzen stoßen, da auf Ton ausgerichtete Gags kaum im Stummfilm funktionieren konnten.

Den Weg nach Deutschland fand der erste Tonfilm von Laurel & Hardy vor dem ersten Weltkrieg nicht mehr. Danach war die Tonspur des Films verschollen und wurde erst in den 1970er Jahren wiedergefunden. Den kompletten ersten Tonfilm konnte man in Deutschland erst gegen Ende der 1970er Jahre sehen.