Stan Laurel (Arthur Stanley Jefferson)

Theaterhintergrund bereits im Elternhaus

Stan Laurel erblickte als Arthur Stanley Jefferson am 16. Juni 1890 in der nordenglischen Kleinstadt Ulverston das Licht der Welt. Das Geburtshaus in der Argyle Street mit der Nummer 3 steht heute noch. Sein Vater, Arthur J. Jefferson, war in verschiedenen Funktionen rund um das Theater tätig. Seine Mutter, Madge Metcalfe, war Sängerin, fühlte sich aber seit der Heirat mit Arthur J. (1884) zur Schauspielerei hingezogen. Sie übernahm häufiger die Hauptrolle in dramatischen Stücken aus der Feder ihres Mannes. Stan hatte noch einen älteren Bruder Gordon, eine Schwester Beatrice Olga und einen jüngeren Bruder Edward. Ein weiterer Bruder starb bereits im Kindesalter.

Kindheit, Internat und Theater

Stan blieb in seinen ersten fünf Lebensjahren nicht in der Nähe des Theaters, da er als kränkliches Kind bei seinen Großeltern in Ulverston aufwuchs. Ab seinem sechsten Lebensjahr lebte Stan bei seinen Eltern. Es war der Beginn seiner Faszination für das Theater. Seinen ersten kleinen Bühnenauftritt hatte er mit neun Jahren.

Stans Faszination ging so weit, dass sein Vater ihm den Wunsch erfüllte, auf dem Dachboden des Hauses ein eigenes kleines Theater einzurichten. Hier konnte sich Stan entfalten. Diese Phase endete, als ihn Vater Arthur J. auf ein Internat schickte. Er wollte seinen Sohn später eher als seinen Nachfolger im Management sehen als auf der Bühne.

Um 1900 zog es die Famile aus beruflichen Gründen nach Glasgow. Stan beendete dort 1906 seine schulische Laufbahn. Aber der Wunsch des Vaters, dass Stan ihn eines Tages im Management des Theaters beerben könnte, ging nicht in Erfüllung. Stan sah sich eher auf der Bühne, als Komiker. Sein Vorbild zu jener Zeit war der Varietékomiker Dan Leno. Recht bald stellte Stan sein eigenes Bühnenprogramm zusammen, das er nicht auf der heimischen, sondern auf der Bühne eines Freundes des Vaters aufführte: Albert E. Pickards "Penny Arcade". Eher zufällig war auch der Vater Zeuge der Aufführung, die nicht nur beim Publikum, sondern auch beim Vater Anklang fand. Arthur Jefferson beschloss, die Theaterambitionen seines Sohnes Stan zu unterstützen.

USA-Tournee mit Fred Karno und Charles Chaplin

Nach ein paar Jahren als junger Theaterkünstler wurde Stan zunehmend populär und 1910 von Fred Karno entdeckt, zu jener Zeit eine absolute Größe im Theaterbusiness. Der Star in Fred Karnos Ensemble war kein geringerer als Charles Chaplin. Stan begleitete das Ensemble auch in die USA. Er fungierte als Ersatzmann von Charles Chaplin und teilte sich mit ihm unterwegs ein Zimmer. Allerdings erfreute sich Charles Chaplin stets guter Gesundheit, so dass Stans Dasein in Fred Karnos Truppe eher unspektakulär bis langweilig war. Schließlich verließ Stan das Ensemble, reiste zurück nach England, um sich 1912 erneute von Karno verpflichten zu lassen. Diesmal mit einer gut bezahlten aktiven Rolle - und wieder als Ersatzmann für Charles Chaplin. Da es Chaplin recht bald zum Film verschlug, konnte Stan tatsächlich aktiver werden. Aber das Publikum war zu sehr an Chaplin gewöhnt und honorierte Stans Engagement entsprechend schlecht. Nach dem Abgang des Stars konnte sich Fred Karnos Tournee nur noch bis Anfang 1913 halten. Stan schlug sich nun allein in den USA durch.

Vom Theater zum Film

Zunächst gründete Stan mit zwei ehemaligen Karno-Schauspielern das Trio "The Three Comiques", das recht bald danach in "The Keystone Trio" umbenannt wurde. Es war zwar recht erfolgreich, ging aber bereits 1915 im Streit auseinander. Stan gründete anschließend mit dem Ehepaar Baldwin und Alice Cooke "The Stanley Jefferson Trio", mit dem er bis 1917 seinen Lebensunterhalt verdiente. Seine Beziehung mit der australischen Sängerin und Tänzerin Mae Dahlberg markiert das Ende dieser kurzen Episode. Stan ging nun mit Mae auf Tournee. Bei einem Auftritt in Los Angeles erweckte Stan die Aufmerksamkeit des Regisseurs Adolph Ramish, der ihm promt eine Filmrolle in "Nuts in May" gab. Zu Stans Glück waren bei der Premiere sowohl Charles Chaplin als auch der Chef der Universal Studios, Carl Laemmle, zugegen und begeistert. Letzterer bot Stan einen Einjahresvertrag bei Universal an. Die vier produzierten Filme kamen jedoch beim Publikum nicht gut an.

Von Stanley Jefferson zu Stan Laurel

Stans Partnerin Mae Dahlberg war der Überlieferung nach keine gute Schauspielerin, was nicht selten zu Verstimmungen zwischen beiden führte. Allerdings verdanken wir Mae den kurzen Namen Laurel, den Stan recht bald annahm. Mae soll in einem Geschichtsbuch geblättert haben und auf die Abbildung eines römischen Feldherrn mit Lorbeerkranz gestoßen sein. Beide waren sich einig, dass das englische Wort für "Lorbeer" der ideale Künstlername sei. Stans Ärger über seinen - bspw. für Filmplakate - etwas zu lang geratenen Nachnamen fand ein Ende.

Auf dem Weg zum ersten Kontakt mit Hal Roach und Oliver Hardy

Stan Laurel zog es nun erneut zum Theater und tauchte nur ab und zu in Kurzfilmen auf, so beispielsweise in Filmen mit Larry Semon aus dem Jahr 1918. Da beide nicht wirklich zueinander passten, trennten sich ihre Wege wieder. Noch im gleichen Jahr kam es jedoch zur wegweisenden Begegnung mit Hal Roach. Dieser hatte bereits Harold Lloyd unter Vertrag und musste den Abgang eines Clowns kompensieren, den es wieder zum Zirkus zog. Hal Roach stellte die bereits laufenden Filmproduktionen mit Stan Laurel fertig, trennte sich aber anschließend wieder von seinem späteren Top-Star. Im Zuge dieses Engagements kam es im Film "The Lucky Dog" zum ersten Aufeinandertreffen mit Oliver Norvell Hardy. Die anschließenden Jahre 1919 bis 1921 ist Stan überwiegend mit Mae auf Tournee und insgesamt nur einmal in einem Film der Vitagraph Studios zu sehen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist festzuhalten, dass Stans Filmkarriere nicht wirklich in Schwung gekommen ist. Möglicherweise war er noch zu sehr geprägt durch Imitationen von Charles Chaplin und spielte in jedem Film einen anderen Charakter.

Umwege zu einer großen Filmkarriere

1922 unternimmt Stan einen neuen Anlauf zu einer Filmkarriere. Gilbert M. Anderson engagiert ihn für sechs Filme, darunter zwei Parodien auf bekannte Filme jener Zeit. In den Parodien fällt er Hal Roach erneut positiv auf, der ihn prompt wieder unter Vertrag nimmt. Nach dem Verlust von Harold Lloyd, der seine Filme inzwischen selbst produziert, verdient Hal Roach insbesondere mit "Our Gang" bzw. "Die kleinen Strolche" (dt. Titel) Geld, das er in neue Produktionen stecken will - mit Stan Laurel. In mehr als 20 Filmen konnte Stan in den Jahren 1923 und 1924 peu à peu einen eigenen Filmcharakter entwickeln, eigene Gags verfassen und sogar Regie führen. Allerdings endet auch das zweite Engagement bei Hal Roach, weil Stan seine Beziehungsprobleme mit Mae Dahlberg nicht in den Griff bekommt und Stan auf Rollen für Mae bestand. Auch waren Alkoholprobleme Stans bereits in der gesamten Branche bekannt. Glücklicherweise fand ein freier Produzent namens Joe Rock einen Weg aus Stans Zwickmühle zwischen Beziehung und Beruf. Er erkannte Stans Begabungen und sah Mae Dahlberg als künsterische und berufliche Bremse für seinen weiteren Weg. Er finanzierte ein Filmprojekt für Stan unter der Bedingung, dass Mae das Studio nicht während der Dreharbeiten betrat. Mae sollte mit dieser Rolle aber nicht lange zurechtkommen und drängte auf Mitwirkung in den Filmen. Der freie Produzent bot schließlich Mae Dahlberg eine One-Way-Fahrkarte nach Australien zuzüglich 1000 Dollar an, um das Problem zu lösen. So ging Stans erste Beziehung zu Frauen zu Ende. Aber wie von einer Last befreit, nahm seine Kreativität ihren Lauf. Er zeigte sich allerdings gegenüber Joe Rock nicht sehr dankbar und nahm schon 1925 ein erneutes, lukratives Angebot von Hal Roach an. Dieses war mit Blick auf Verträge mit Joe Rock zwar nur auf eine Rolle hinter der Kamera beschränkt. Aber schon 1926 einigten sich beide Seiten, und Stan konnte auch bei Hal Roach wieder vor der Kamera stehen.

Der Rest ist Filmgeschichte

Bei seinem dritten Anlauf in den Hal Roach Studios kam es endlich zur Bildung des bis heute so einzigartigen Duos mit Oliver Hardy. Es war die wohl beste und kreativste Zeit in Stan Laurels Filmkarriere, die er nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera verbrachte. Während sich Oliver Hardy nach Dreh- bzw. Arbeitstagen auf eine Partie Golf freute, arbeitete Stan häufig noch emsig an Stories und Gags. Es ließe sich hier noch eine Menge an Details über das turbulente Privatleben Stan Laurels zusammentragen, insbesondere über seine Beziehungen zu Frauen und hochprozentigen Getränken. Aber diese Aspekte seien klassischen Biographien überlassen. Diese Details sind aber insofern erwähnenswert, als sie das Verhältnis zu Hal Roach immer wieder belastet haben. Im Juli 1938 kam es zum Bruch mit Hal Roach, der Stan die Kündigung aussprach. Stan wollte diesen Umstand noch zum Besseren wenden, indem er versuchte, die Produktion von Filmen zukünftig selbst in die Hand zu nehmen. Allerdings war es wohl doch nicht so leicht für ihn, sein eigener Hal Roach zu sein. Und so schloss die selbst gegründete "Laurel & Hardy Feature Productions" im Jahre 1941 einen Vertrag mit 20th Century Fox über ein Lustspiel mit Option auf neun weitere Filme in den folgenden fünf Jahren. Letztlich wurden es sechs Filme für 20th Century Fox und weitere zwei für Metro-Goldwyn-Mayer. Stan selbst hat über diese späteren Filmwerke nicht allzu positiv gesprochen. Er machte die im Vergleich zu Hal Roach geringeren künstlerischen Freiheiten dafür verantwortlich. Die Zeit der Improvisation und des Eingriffs in die Filmstories war in diesen großen Filmfabriken tatsächlich vorbei. Der Film "The Bullfighters", der im Mai 1945 in die Kinos kam, war der Abschied der beiden Komiker aus Hollywood. Das absolute Finale bildete 1950/51 der Film "UTOPIA", eine europäische Produktion, gedreht in Frankreich. Leider waren die Dreharbeiten eher chaotisch und die gesundheitlichen Probleme beider Komiker immens. Insbesondere Stan sieht man seine seit 1948 zunehmenden Diabetes-Probleme an. Zudem musste er sich noch während der Dreharbeiten einer Operation unterziehen. Über die künstlerische Bewertung dieses Films ist die Nachwelt sehr gespalten.

Lebensabend

Stans gesundheitliche Probleme nahmen in den 50er Jahren deutlich zu und führten zu einem Schlaganfall im Jahre 1955. Aber ein noch größerer Schlag war für ihn, die gesundheitlichen Probleme seines langjährigen Partners Oliver Hardy zu sehen, mit dem er weiterhin freundschaftlich bis brüderlich verbunden war. Der Tod Oliver Hardys am 7. August 1957 hat ihn sehr getroffen.

Im Jahre 1961 wurde Stan Laurel von der Filmakademie ein Spezial-Oscar für seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der Filmkomödie verliehen. Die folgenden Jahre musste er immer wieder mit Krankheiten kämpfen, konnte sich aber stets auf die liebevolle Unterstützung seiner letzten Frau Ida verlassen. Stan Laurel hatte in seinen letzten Jahren das gefunden, was ihm in seinen vorherigen Ehen verwehrt blieb. Am 23. Februar 1965 ist Stan Laurel in seinem Appartment in Santa Monica gestorben. Er wurde in Hollywood auf dem Friedhof "Forest Lawn" beigesetzt. Auf seinem Grabstein steht:

A MASTER OF COMEDY

HIS GENIUS IN THE ART OF

HUMOR BROUGHT GLADNESS

TO THE WORLD HE LOVED